Die Erdbeere ist im Christentum eine ambivalente Frucht: Sie symbolisiert Demut, bescheidene Schönheit und sogar das vergossene Blut Christi, gleichzeitig sie ist auch das Sinnbild für Sinnlichkeit, Versuchung und verführt zur Sünde und Verdammnis. Ein ganz schön schweres Kreuz, das die Erdbeere da mit sich herumschleppen muss.
Dabei nimmt sie in der Menschheitsgeschichte eine wichtige Rolle ein, denn die kleinen wildwachsenden Walderdbeeren dienten den ersten Menschen im Sommer als Nahrungsgrundlage. Die aromatische Walderdbeere ist widerstandsfähig, wächst in Europa, Asien und in den meisten Regionen der Welt. Sie ist die Vorfahrin unserer Kulturerdbeere. Im 14. Jahrhundert mussten die französischen Gärtner der Königsfamilie rund 1.200 Erdbeerpflanzen in die königlichen Gärten des Louvre in Paris pflanzen. Die Franzosen waren schon damals verrückt nach den kleinen roten Beeren.
Die Seefahrer, wer sonst, brachten aus Südamerika neue Erdbeersorten nach Europa. Die großfruchtige Scharlacherdbeere fand ihren Weg nach Europa im 17. Jahrhundert. Die Kreuzungen mit einheimischen Pflanzen trugen große, schmackhafte Früchte – sehr zur Freunde des Sonnenkönigs Ludwig XIV. Im 18. Jahrhundert schließlich brachte der Franzose Amadée-Francois Frézier heimlich die weiße Erdbeere aus Chile (später als Chile-Erdbeere bekannt) mit. Die Pflanzen trugen zwar keine Früchte, konnten aber die einheimischen Erdbeerblüten bestäuben. So entstanden die Vorfahren unserer heutigen orangeroten bis dunkelroten Erdbeerfrüchten mit ihrem roten bis weißem Fruchtfleisch. Ihrem herrlichen Duft verdanken die Erdbeeren ihren Namen: Fragaria. Übrigens ist die Erdbeere aus botanischer Sicht gar keine Beere, sondern eine Sammelnussfrucht, wegen der kleinen braunen Nüsschen auf ihrer Oberfläche.
Powerfrüchte
Erdbeeren sind Vitamin-C-Bomben. Da müssen sich selbst Orangen und Zitronen geschlagen geben. Erdbeeren punkten nicht nur mit Vitamin C, sondern auch mit verschiedenen Mineralstoffen wie Kalium, Kalzium, Magnesium und Eisen. Zusätzlich liefern sie viele sekundäre Pflanzenstoffe wie beispielsweise Polyphenole. Diese Substanzen wirken laut aktueller Forschung krebshemmend und antioxidativ. Wegen dieser Wirkung wird die Erdbeere schon lange als Schönheitsmittel eingesetzt, um die Haut zu straffen und Falten entgegenzuwirken. Anstatt ein Milchbad, wie Kleopatra, gönnte sich Madame Tallien, eine bekannte Kurtisane im spätrevolutionären Frankreich, ein lauwarmes Erdbeerbad, um ihre Jugend zu bewahren. Auch als Heilpflanze ist Erdbeere schon lange bekannt: Die Ojibwa-Indianer bereiteten Infusionen aus Erdbeerblättern zu, um Magen-Darm-Beschwerden, Magenschmerzen und Durchfall zu kurieren.
Wie alle Beeren mag auch die Erdbeere lange Lagerzeiten nicht. Sie reift nach der Ernte nicht nach und verdirbt daher schnell. Daher kauft am besten saisonal und regional. Dann sind die Beeren ausgereift und können ihr volles Aroma entfalten. Achtet beim Kauf darauf, dass alle Beeren gleichmäßig rot, glänzend und prall sind. Ein kurzer, grüner Stiel und durchgängige grüne Kelchblätter ohne weiße Spitzen sind ein weiteres Zeichen für Frische. Wenn Ihr Stroh zwischen den Früchten entdeckt, freut Euch, dann habt Ihr Erdbeeren vom Feld bekommen. Leider haben Erdbeeren nur eine kurze Saison, daher friert Euch frische Früchte auf Vorrat ein. Im Winter könnt Ihr sie im Joghurt, Quark und Müsli essen oder in Smoothies mixen. Frische Beeren eignen sich für Fruchtsalate, als Kuchenbelag und Desserts. Dekadent wird’s mit dem Schoko-Fondue. Aus gekochten Früchten könnt Ihr Marmelade, Kompott und Grütze herstellen. Marmelade ist auch eine gute Alternative, um die Früchte haltbar zu machen. Probiert mal meine Erdbeer-Kokos-Torte oder den Vanille-Pudding mit Erdbeeren und Kürbisöl aus.
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