Der chinesische Kaiser Chen Nung trank nur abgekochtes Wasser. Eines Tages saß er unter einem wildwachsenden Strauch. Ein laues Lüftchen blies, ein Blatt des Strauchs wehte in seine Schale mit heißem Wasser. Der Kaiser trank mutig das duftende Wasser und war erfreut von seinem belebenden und erfrischenden Geschmack. So entstand vor rund 5.000 Jahren zufällig der erste Teeaufguss – zumindest nach einer chinesischen Legende.
Am Anfang verwendeten die Chinesen den grünen Tee ausschließlich als Heilmittel. Müdigkeit, Rheuma, Kopfschmerzen, Konzentrations- und auch leichte Sehschwächen wurden mit ihm behandelt. Ab dem 10. Jahrhundert wurde der Grüntee als Bestandteil der Teezeremonie gesellschaftsfähig. Matcha, gemahlener Grüntee, wurde mit einem Besen in einer Schale heißen Wassers aufgeschlagen und getrunken. Allerdings verhinderte der Einfall der Mongolen im 13. Jahrhundert, dass die Teezeremonie in China gefestigt und weiterentwickelt wurde.
Japan und der grüne Tee
Dafür entwickelte sich die Teezeremonie und der Genuss von grünem Tee im Nachbarland zu einer tragenden Säule der japanischen Kultur. Bereits im 9. Jahrhundert brachten Mönche von ihren Reisen Teesamen auf die Insel und bauten sie an. Wie in China wurden die frisch geernteten Teeblätter in Wasser gekocht oder als gepresste Teekuchen haltbar gemacht. Im 12. Jahrhundert wurde auch der Matcha zu einem festen Bestandteil der japanischen Teezeremonie. Der chinesische Mönch Ingen Ryūki zeigte im 16. Jahrhundert seinen japanischen Kollegen eine neue Zubereitungsmethode: Er brühte die Teeblätter und nicht das Teepulver mit heißem Wasser auf.
Über die Jahrhunderte verfeinerten die Japaner den Teeanbau sowie dessen Weiterverarbeitung. Die Herstellungsmethoden variierten von Provinz zu Provinz. Es entstanden unterschiedliche Teesorten wie Sencha, Bancha, Tencha und Gykuro. 1738 entwickelte Nagatani Soen ein neues Verarbeitungsverfahren, das die gesundheitliche Wirkung des Grüntees steigerte. Soen erntete seine Teeblätter, dämpfte sie anschließend, um die Oxidation zu stoppen. So blieben die wichtigen Inhaltsstoffe erhalten. Das Neue war, dass er die Teeblätter danach einrollte. Das brachte die Zellwände auf und die Inhaltsstoffe konnten besser ins Teewasser übergehen.
Gesundheitlicher Nutzen
Frisch gebrühter Grüntee gehört in Japan zum Alltag. Es wird immer und zu jeder Gelegenheit getrunken. In Restaurants wird Grüntee statt Wasser gratis aus- und nachgeschenkt. Grüntee zum Essen, keine schlechte Idee wie kürzlich Forschungsergebnisse aus den USA zeigten.
Bei einem Experiment mit Mäusen wiesen die Forscher nach, dass grüner Tee den Blutzuckeranstieg nach stärkehaltigen Mahlzeiten wie Nudeln, Kartoffeln und Getreide halbiert. Bereits weniger als zwei Tassen zum Essen würden genügen. Verantwortlich für diesen Effekt ist die Substanz Epigallocatechingallat, kurz EGCG. Sie gehört zu den Catechinen, also zu den sekundären Pflanzenstoffen. EGCG hemmt die Stärkespaltung im Körper und bewirkt so, dass der Blutzucker langsam ansteigt. Außerdem scheint EGCG die Erbsubstanz vor Schäden zu schützen. Gleiches behaupteten bereits die Toaisten im 7. Jahrhundert, als sie den grünen Tee als wichtige Zutat für das Elixier der Unsterblichkeit anpriesen. Auch in der Krebsprävention wird Grüntee diskutiert. Catechine wie das EGCG hemmen die Bildung von Blutgefäßen. So bleiben die Krebszellen vom Blutkreislauf getrennt und erhalten keine Nährstoffe. Das Tumorwachstum wird gestoppt.
Grüntee ist nicht gleich Grüntee
Catechine sind die Abwehrpolizei der Pflanzen. Sie besitzen pilztötende und antibakterielle Eigenschaften und schützen so die Pflanzen vor Schädlingen. Daher ist der Gehalt an Catechinen vom Anbaugebiet abhängig: Hohe Gefahr von Schädlingen gleich hohe Produktion von Catechinen. Aber auch Erntezeit und Verarbeitungsverfahren beeinflussen den Catechin-Anteil des grünen Tees. Versuche haben festgestellt, dass Grüntee aus Japan mehr sekundäre Pflanzenstoffe aufweist als sein Konterpart aus China. Daher solltet Ihr beim Einkauf den teureren japanischen Tee bevorzugen, um den vollen gesundheitlichen Nutzen zu erhalten. Teeexperten empfehlen für einen halben Liter hochwertigen Grüntee etwa 3-3,5g Tee. Für einen Tee mittlerer Qualität sollten es etwa 5-7g sein, allerdings wird der Tee dann sehr kräftig. Probiert einfach aus, in welcher Konzentration Euch der Tee am besten schmeckt, schließlich müsst Ihr ihn trinken. Die Wassertemperatur sollte zwischen 70-80°C liegen. Wenn das Wasser zu heißt ist, zerstört Ihr die sekundären Pflanzenstoffe in den Teeblättern. Für die Ziehzeit geben Experten 8-10 Minuten an, da so die meisten Catechine freigesetzt werden. Unter fünf Minuten werden anscheinend nur 20% der Stoffe gelöst. Die Haltbarkeit von Grüntee ist abhängig von seiner Qualität. Vakuumverpackter Grüntee von hoher Qualität ist, kühl gelagert, etwa drei Monate haltbar. In dieser Zeit liefert er Euch den vollen gesundheitlichen Nutzen.
So, jetzt brauche ich eine Tasse grünen Eistee zur Erholung 🙂 Wohl bekomm’s!
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